Als wir 2013 zum ersten Mal in Odessa waren stand für alle fest, dass wir diese faszinierende Stadt auf jeden Fall nochmal besuchen werden. Im Frühjahr 2019 sollte es endlich soweit sein.

Mit dabei natürlich wieder die vier Protagonisten Lore, Kalle, Christian und ich aus 2013 sowie neu dabei Birgit und Tommes. Jedoch anders als 2013 erfolgte die Anreise diesmal nicht über Rumänien, sondern über Tschechien, Polen, Moldawien und die Weiterreise dann über Weissrussland und Litauen.

Je nach Heimatort standen am Ende der dreiwöchigen Tour durch insgesamt neun Länder bei dem Ein oder Anderen dann deutlich mehr als 6000 Kilometer mehr auf dem Tacho. Der nachfolgende Reisebericht versucht unsere Erlebnisse und Erfahrungen zusammen zu fassen.



Tag 1     Samstag 11. Mai 2019     348 KM

 

Zwei Tage vor Abfahrt erhielten wir die Nachricht, dass das Visum von Tommes nicht rechtzeitig angekommen sei, er aber am Samstag (Tag der Abfahrt) am Morgen in München sein Visum ausgestellt bekommen würde. So starteten Lore, Kalle und ich wie geplant um 8:00 Uhr. Wann und wo wir die anderen drei treffen würden wir nach Erhalt des Visums während der Fahrt telefonisch abstimmen.


Kurz bevor wir unsere Bikes starteten hörte der Regen auf. Bei relativ kühlen Temperaturen fuhren wir ostwärts Richtung Niederbayern. Gegen 9:30 Uhr kam der erlösende Anruf von Tommes – er hatte sein Visum erhalten und würden uns nun von München aus folgen. Da wir deutlichen Vorsprung hatten, stoppten wir am ursprünglich vereinbarten Treffpunkt in Vilsbiburg und ließen uns ein Frühstück schmecken. Währenddessen ging ein heftiger Regenschauer nieder, der aber pünktlich am Ende des Frühstücks wieder endete - perfektes Timing.


Dann .... erneut ein Anruf der Aufholer. Dieses Mal aber war es Christian. Sie waren nur noch eine knappe halbe Stunde hinter uns. Also runter vom Gas und an einer geeigneten Stelle auf die Anderen warten. Bei Bad Griesbach fanden wir eine geeignete Stelle. Der nächste Anruf und ein genervter Christian am Telefon. In der morgendlichen Eile hatte er den falschen KFZ-Schein eingepackt und sie müssten nochmal umdrehen, die bereits gefahrenen 170 KM nochmal zurück fahren und den korrekten KFZ-Schein holen. Somit blieb uns nicht anderes übrig als unser Hotel in Budweis, der ersten Station des Urlaubs, als Treffpunkt zu vereinbaren.


Bei mittlerweile fast schönem Wetter fuhren wir weiter. Ziemlich genau um 12:00 Uhr überquerten wir bei Schärding den Inn und hatten somit Österreich erreicht. Über kleine Strassen ging es durch das Innviertel hinunter zur Donau, die wir bei Engelhartszell erreichten und kurz danach überquerten. Im Mühlviertel angekommen gab es sogar erste Sonnenstrahlen. Bei Guglwald erreichten wir die tschechische Grenze. Kurze Zeit später dann die nächste unangenehme Überraschung. Kalle gab zu verstehen, dass sein Bike mittlerweile sehr beunruhigende Geräusche verursachen würde. Wir stoppten und hofften, sie lokalisieren und bestenfalls abzustellen zu können ..... leider ohne Erfolg. Die Geräuschkulisse nahm stetig zu und der Plan war, in Cesky Krumlov hoffentlich eine Werkstatt zu finden. Am Samstag Nachmittag aber eher schwierig. An einem Taxistandplatz hofften wir Tipps zu bekommen, aber ein netter Taxifahrer konnte telefonisch leider auch nichts erreichen. Wir waren gerade am Abfahren, als er nochmal zurück kam und einen Tip für uns hatte. Cirka 5 KM nördlich von Cesky Krumlov gäbe es einen Mopedschrauber, der evtl. helfen könnte. Schnell zeichnete er uns den Weg dorthin auf und los ging´s. Nur Minuten später überholte uns besagter Taxifahrer wieder und leitete uns direkt bis zur Werkstatt des Schraubers. Es begrüsste uns ein etwas freakiger Typ, der zur Überraschung sehr gut deutsch sprach. Beim Blick auf Kalles Kennzeichen begann er zu lachen und erzählte, dass er mal im gleichen Landkreis gewohnt habe. Ja, die Welt ist ein Dorf.



Weniger lustig war dann allerdings seine Diagnose – das hintere Radlager sei hinüber. Mit Kalles waidwunder GS fuhren wir langsam weiter und erreichten schließlich unser Hotel in der Altstadt von Budweis. Nach Duschen und Umziehen marschierten wir ein paar Häuser weiter und löschten den Durst mit einem leckeren Pilsner Urquell. Bei mittlerweile wieder strömendem Regen kamen Birgit, Christian und Tommes gegen halb sieben dann auch im Hotel an und machten sich kurz  frisch. Anschließend zogen wir gemeinsam los um uns mit Essbarem zu versorgen. Leckeres Essen in der Nähe des zentralen Markplatzes und ein paar Budweiser ließen den Ärger des Tages dann vorübergehend vergessen. Gegen halb zehn beendeten wir den ereignisreichen und ärgerlichen ersten Urlaubstag und spazierten zurück ins Hotel.



Tag 2    Sonntag 12. Mai 2019      284 KM

 

Der Morgen begann wie der Vortag endete ... mit Regen.

Aufgrund des defekten Radlagers an Kalles GS sah der Plan für heute und morgen wie folgt aus:

  • Lore, Birgit, Christian, Tommes und ich würden wie geplant weiter in den Norden Tschechiens nach Adrspach fahren.
  • Kalle würde gleich Montag Früh versuchen, sein technisches Problem beim ansässigen BMW-Händler zu lösen und uns schnellstmöglich nachzufahren.

Gegen neun verabschiedeten wir uns von Kalle und nahmen unsere Tagesetappe auf. Kalle blieb im Hotel, da es einfach zu nass und zu kalt war um nach draußen zu gehen. Bei relativ kühlen Temperaturen und anhaltendem Regen fuhren wir in Richtung Tagesziel Adrspach. Gegen 14.00 Uhr hörte es endlich auf zu regnen und wir konnten die verbliebenen Restkilometer teilweise sogar auf trockenen Strassen geniesen.In Kutna Hora machten wir einen Stopp bei der bekannten Knochenkirche . Angekommen in Adrspach war es tatsächlich sogar etwas sonnig, wenn auch noch immer sehr frisch bei einstelligen Temperaturen. Trotzdem entschieden wir, uns frisch zu machen und dann noch die größte mitteleuropäische Felsenstadt zu besuchen. Ein durchaus schweisstreibendes, wenn auch sehr faszinierendes Unterfangen wie sich im Nachhinein zeigte. Manche Stellen der Felsenstadt sind nur über in die Felsen gebaute Leitern und Stufen zu erreichen. Vor allem der hoch gelegene Felsensee liegt wirklich gut verborgen und ist nicht ganz einfach zu erreichen.


Zurück im Hotel von unserer anstrengenden Tour gönnten wir uns zum Finale ein üppiges Abendessen mit lecker Bierchen.


Kalle nutzte den Tag schon mal, den Weg zum BMW-Händler zu erforschen, um morgen so früh wie möglich dort zu sein. Den Rest des Tages verbrachte er mit Spaziergang durch Budweis und der Chance, das gute lokale Bier zu geniesen.



Tag 3     Montag 13. Mai 2019     335 KM

 

Der Morgen begrüßte uns mit blauem Himmel und den ersten Sonnenstrahlen und wir hofften alle auf einen regenfreien Tag. Nach dem obligatorischen Frühstück packten wir unsere Sachen und verstauten diese am Moped. Noch schnell zahlen und dann kann es losgehen ... dachten wir. Tatsächlich gestaltete sich die Bezahlung allerdings deutlich länger als erwartet, da die Hausherrin nicht anwesend war und wir mit einem Mitarbeiter vorlieb nehmen mussten, der so gut wie kein Englisch und überhaupt kein Deutsch verstand. Irgendwann nach ca. einer halben Stunde war dann endlich alles erledigt und wir konnten los. Mittlerweile hatten wir auch schon Nachricht von Kalle, dass er in der Werkstatt sei, sein Moped voraussichtlich gegen 14.00 Uhr repariert werden könnte und auf jeden Fall noch heute fertig würde.


Über kurvige Landstrassen starteten wir mit Tagesziel Krakau in den Tag. Anfangs hatten wir auch noch richtig schönes Wetter. Leider änderte sich dies im Laufe des Tages und auch heute gab es immer wieder Regenschauer mit kurzen trockenen Unterbrechungen. Gegen Mittag erhielten wir von Kalle die erfreuliche Nachricht, dass sein Moped nun doch schon früher fertig wurde und er sich nun ebenfalls auf den Weg nach Krakau machen würde. Allerdings aufgrund der großen Distanz über die schnellste Route über Autobahn. Voraussichtliche Ankunft wäre gegen 17.00 Uhr.

Als wir uns durch den abendlichen Berufsverkehr von Krakau schlängelten erreichten wir gegen 17.30 Uhr unser Hotel und siehe da, Kalles Moped stand bereits da. Der Motor war noch warm, also konnte er auch noch nicht lange angekommen sein. Besser hätten wir das nicht ausmachen können und unsere Truppe war endlich wieder vollzählig.


Die Mopeds konnten wir in einer Tiefgarage unterhalb des dreiteiligen Gebäudekomplexes parken. Von hier gingen diverse Aufzüge nach oben. Den richtigen davon zu finden war gar nicht so einfach. Immer wieder landeten wir in Fluren, dessen Zimmernummern entweder höher oder niedriger waren als unsere. Endlich im Apartment angekommen gab es erst mal eines von Tommes´ berühmtberüchtigten Schnäpschen. Als wir alle geduscht hatten spazierten wir in die nahe gelegene Altstadt. Mittlerweile hatte es wieder begonnen zu tröpfeln. Am großen zentralen Hauptplatz kehrten wir in ein Restaurant ein, das Tommes von einem früheren Krakau-Besuch kannte. Eine gute Wahl. Es wurde ein sehr sehr geselliger Abend.



Tag 4    Dienstag 14. Mai 2019

 

Heute war mopedfreier Tag. So liessen wir es sehr ruhig angehen. Erst mal gemütlich frühstücken. Leider regnete es nach wie vor. Die Temperaturen waren immer noch im einstelligen Bereich. Die Eisheiligen legten sich mächtig ins Zeug. Gegen 10.00 Uhr bummelten wir in Richtung der Altstadt. Nach einer ausgiebigen Runde über den Hauptplatz, durch die Tuchhallen und hinauf zur Burg war es Zeit für einen Kaffee. Birgit und Christian kauften noch ein T-Shirt im örtlichen Hard-Rock-Café und dann schlenderten wir erst mal zurück zu unserem Apartment um uns aufzuwärmen. Gegen Abend marschierten wir dann nochmal los. Hinter dem Marktplatz kehrten wir in ein Restaurant mit polnischen Spezialitäten ein. Wir liessen uns die polnischen Leckereien schmecken um uns anschließend noch im Supermarkt mit Getränken für einen gemütlichen Ausklang im Apartement zu versorgen.

 

 

Tag 5    Mittwoch 15. Mai 2019      383 KM

 

Am Morgen regnete es nach wie vor – echt frustrierend. Wenigstens konnten wir unsere Mopeds in der Tiefgarage noch im Trockenen packen. Gegen 9.15 Uhr ging es hinaus in die Nässe.

Der Stadtverkehr war sehr dicht und so dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis wir endlich die Stadtgrenze Krakaus hinter uns lassen konnten. In Wieliczka tankten wir noch voll bevor es weiter südwärts in Richtung der hohen Tatra ging. Es regnete unaufhörlich und die Temperaturen waren nach wie vor im einstelligen Bereich. Es war um die Mittagszeit als wir Zakopane erreichten. Hier hatte es gerade noch 3 Grad und auf den Dächern der Häuser lag frischer Schnee. Wir hielten uns nur kurz auf, bevor es weiter ging. Hinter Zakopane, vorbei an der Hohen Tatra, sank das Thermometer noch weiter auf 2 Grad. Neben der Straße lag gute 10 cm hoch der Schnee und auch die Strasse war stellenweise mit Schneematsch bedeckt. Es war weiterhin am Regnen und die Sicht teilweise extrem schlecht. Wir erreichten die Grenze zur Slowakei und langsam aber stetig ging es wieder abwärts mit dem positiven Nebeneffekt, dass es auch langsam wieder etwas wärmer wurde und der Schnee am Strassenrand so nach und nach verschwand.


Relativ schnell war es dann mit dem Regen vorbei und die Strassen wurden langsam trocken. In Spisska Bela stoppten wir erst mal, um uns mit einem warmen Süppchen und Tee zu wärmen. Bei der Weiterfahrt Richtung Osten setzte dann aber schon bald wieder Regen ein. So fiel der geplante Stop an der Zipser Burg buchstäblich ins Wasser. Nur im Vorbeifahren sahen wir die große Burganlage, die auf einem Hügel thronte. Erst hinter Presov hörte es dann auf zu regnen. So konnten wir die Landschaft um uns herum noch etwas genießen. Auf teilweise kleinen Nebenstraßen strebten wir unserem Tagesziel in Polen entgegen. Noch ein schneller Tankstopp, dann erreichten wir wieder Polen. Rund 40 Kilometer vor unserem Ziel setzte der Regen wieder ein und begleitete uns bis zur Ankunft. Kurz nach 18.00 Uhr hatten wir Cisna erreicht, wo wir im Hotel Troll sehr urig unterkamen. Erst mal raus aus den nassen Klamotten und heiß duschen. Danach ein Bierchen und leckeres Essen. Den Abend ließen wir auf einem unserer Zimmer mit Bier und Kräuterschnaps gemütlich ausklingen.


 

 

Tag 6    Donnerstag 16. Mai 2019      246 KM

 

Der erste kontrollierende Blick aus dem Fenster zeigte zwar noch Wolken, aber keinen Regen – endlich. Im Vergleich zu den letzten Tagen war es auch merklich wärmer. Um 8.00 gab es Frühstück. Gegen viertel nach neun brachen wir dann auf. Wir fuhren hinein in einen Nationalpark im äussersten Südosten Polens. Die Straßen waren nur noch stellenweise leicht freucht. Außer uns waren kaum Fahrzeuge unterwegs als wir auf den kurvigen Strässchen die Landschaft genossen und weiter Richtung Nordosten fuhren. Wir bogen auf eine Hauptstraße ein und landeten wenige Minuten später an der ukrainischen Grenze, gespannt was uns erwarten würde.


Es ging aber schneller als befürchtet. Schon nach 50 Minuten hatten wir alle Stationen hinter uns. Erst die polnische Ausreise, dann Pässe und KFZ-Scheine abgegeben an der ersten ukrainischen Kontrolle. Zwischendurch ein Check unseres Gepäcks. Dann gab es die Dokumente zurück, die dann an einem zweiten Schalter erneut abgegeben werden mussten. Als alle ihre Dokumente wieder hatten fuhren wir weiter bis zu einer Schranke. Hier mussten wir noch einen kleinen Handzettel abgeben. Die Grenzformalitäten waren damit erledigt und somit auch die osteuropäische Sommerzeit erreicht (+1 Stunde). Die ersten Meter in der Ukraine deuteten an, dass wir an der Grenze eine Zeitmaschine bestiegen hatten und in die Vergangenheit zurück versetzt wurden. Die Häuser entlang der Straße alle recht einfach, die Autos meist sehr betagt und die Straßen übersäht von Schlaglöchern. Für fuhren zum Teil im Slalom, um zumindest den größeren Löchern ausweichen zu können. Es begann kurzzeitig mal wieder zu tröpfeln. Auf einer kleinen Nebenstraße, die kaum als solches bezeichnet werden konnte, stoppten wir um ein wenig Pause zu machen. Im nächsten Dorf endete dann die Teerdecke komplett. Wenige Kilometer später gelangten wir auf eine geteerte Straße die kurze Zeit später in eine große Hauptstrasse überging. Vorteil, die Schlaglöcher waren weg. Nachteil, es ging fast nur geradeaus dahin. Das mit dem Nachteil relativierte sich allerdings schnell als es wieder zu regnen begann.


So kamen wir zumindest schneller voran. Dann erreichten wir die Aussenbezirke von Lviv, unserem heutigen Tagesziel. Dort erwartete uns dann gleich mal ein durch einen mitten im Kreisverkehr stehenden defekten Truck ausgelöster Stau. Nach und nach näherten wir uns dem Stadtzentrum. Der Verkehr wurde dichter. Die Straße war mittlerweile eine nasse sehr holprige Kopfsteinpiste, garniert mit immer wieder kreuzenden Straßenbahnschienen. Eine sehr unangenehme Mischung, aber schließlich hatten wir es geschafft und standen vor unserem Hotel. Um einzuchecken ging es hoch in den 4. Stock. Natürlich ohne Aufzug. Wir schafften unser Gepäck nach oben und konnten anschließend unsere Mopeds nach etwas Suchen etwas um die Ecke in einem bewachten Innenhof parken. Mittlerweile schüttete es mal wieder wie aus Eimern.


Zurück im Hotel konnten wir endlich raus aus den triefend nassen Klamotten und unter die Dusche. Als alle fertig waren zogen wir los in Richtung Zentrum. Essen gab es in einem der vielen Restaurants. Nach dem Essen spazierten wir nochmals (mittlerweile ohne Regen) in Richtung örtlichem Hauptplatz. Der Weg dort hin führte durch eine Vielzahl bunt beleuchteter Verkaufsstände mit immer lauter werdender musikalischer Beschallung, die sich final als große Bühne mit Livemusik entpuppte. Es spielten wechselnde Bands unterschiedlicher Musikrichtungen in Landessprache. Diese waren so gut, dass wir uns ein Bier holten und noch einige Zeit blieben. Irgendwann war es dann genug und Zeit, zurück zum Hotel zu gehen. 


 

Tag 7    Freitag 17. Mai 2019      284 KM

 

Bevor wr starten konnten, mussten wir erst mal los und unsere Mopeds wieder holen. Wir schleppten also erstmal unser ganzes Gepäck wieder vom 4. Stock hinunter zur Strasse. Während Birgit das Gepäck bewachte marschierten wir los um die Mopeds zu holen. Zurück war das Gepäck schnell verstaut und wir konnten los. Bei leichtem Tröpfeln steuerten wir unsere Maschinen zwischen Trambahngleisen über das nasse Kopfsteinpflaster. Die Verkehrsdichte war moderat und so kamen wir gut raus aus der Stadt.


Noch vor der Stadtgrenze hörte es zu regnen auf und wurde sogar sonnig. Das sollte sich zum ersten Mal auf dieser Reise auch den ganzen Tag nicht mehr ändern. Weiter über eine gut ausgebaute Straße mit kurzem Tankstopp und Einkauf im Supermarkt. Schließlich brauchen nicht nur die Motorräder Nahrung, sondern auch wir. Wie meistens gab es Brot, Wurst und Käse für den Tag. Eine Weile war die Strasse noch von guter Qualität. Als wir kurze Zeit später abbogen waren die Strassenverhältnisse dann wieder so, wie wir sie noch von unserem letzten Trip in die Ukraine in Erinnerung hatten. Teilweise fehlte die Teerdecke komplett und der ganze Verkehr fuhr in Schlangenlinien, um zumindest den großen Schlaglöchern ausweichen zu können. Gegen viertel nach elf konnten wir erstmalig bei schönem Wetter Brotzeit machen ... welch ein Genuss.


Auf Strassen von sehr unterschiedlicher Qualität führte unsere Strecke weiter Richtung Süden. Von gut bis grottenschlecht war alles dabei. Auch auf den vermeintlich besseren Strassen konnte man nie sicher sein, nicht doch auf ein tiefes Schlagloch zu treffen. Gegen halb zwei war es Zeit für eine nächste kurze Pause um den Koffeinpegel wieder aufzufüllen. Hier war die ganze Dorfjugend versammelt um auf den Bus zu warteten. Unsere Mopeds waren schnell im Mittelpunkt des Interesses und mussten als Motiv für so manches Handyfoto herhalten. Es wurde posiert und fotografiert was das Zeug hielt.



Bis zum Tagesziel Czernowitz waren es noch rund 1,5 Stunden. Wir konnten es also ruhig angehen lassen und als wir die Stadt erreichten ging es anfangs auch recht flüssig. Erst die letzten Kilometer bis zur Unterkunft nahm der Verkehr spürbar zu, aber auch das war irgendwann geschafft. Unsere heutige Unterkunft hatte echt Stil und die Mopeds konnten sicher hinter einer dicken Eisenkette geparkt werden. Im hoteleigenen Restaurant gab es eine extrem leckere große Grillplatte für alle. Schon vor serviert wurde konnten wir den aromatischen Grillgeruch geniesen. Nach dem Abendessen konnten wir bei angenehmen Temperaturen den Ort erkunden.  Unser Absackerbierchen gab es dann wieder im Hotel.  



Tag 8     Samstag 18. Mai 2019      358 KM

 

Nach einem reichhaltigen Frühstück bestiegen wir gegen 9:15 Uhr die Mopeds. Auf unglaublich schlechten Kopfsteinstrassen haben wir die Stadt in Richtung Süden verlassen und uns in einem der nächsten Dörfer beim Supermarkt mit Verpflegung für den Tag versorgt. Bei Sonnenschein ging es weiter ostwärts zur moldawischen Grenze. Die Strassen waren wie schon am Tag zuvor von passabel bis grottig mit integriertem Schlaglochslalom. Um 11.50 Uhr tauchten die Grenzgebäude vor uns auf. Ein erster Stopp an einer geschlossenen Schranke. Ein bewaffneter junger Grenzsoldat notierte unsere Kennzeichen auf den obligatorischen kleinen Handzettel, um uns im Anschluss die Schranke zur Grenzstation zu öffnen. Dort wurden wir von zwei uniformierten Mädels in Empfang genommen. Eine moldawische und eine ukrainische Grenzbeamtin. Sie sammelten unsere Pässe, Fahrzeugscheine und Handzettel ein, welche in einem Häuschen zunächst von der einen, dann von der anderen bearbeitet wurden. Nach und nach erhielten wir unsere Dokumente zurück, um sie nur ein paar Meter weiter im nächsten Häuschen wieder abgeben zu müssen. Abschließend wurden noch unsere grünen Versicherungskarten geprüft und wir waren fast fertig. Es ging erneut zu einer verschlossenen Schranke. An der wurden unsere mittlerweile mehrfach abgestempelten Handzettel wieder eingesammelt, dann waren wir durch. Die Schranke öffnete sich und nach 40 Minuten hatten wir den Grenzübertritt geschafft.


Bei der Weiterfahrt kam Wind auf und die Sonne verschwand hinter dunklen, kurze Zeit später hinter schwarzen Wolken. Es sah so aus, als behielte die Schlechtwetterprognose wieder mal recht. Wir stoppten, um wenigstens noch trocken Brotzeit machen zu können. Kaum hatten wir die Pause beendet und waren wieder auf der Strasse erwischte und das erste Gewitter. Der Himmel öffnete seine Schleusen und ein Wolkenbruch ging auf uns nieder. Als dann noch Blitz und Donner gleichzeitig direkt über uns auftraten stoppten wir an der nächsten Tankstelle. Nach rund 20 Minuten war das Gröbste vorbei und wir fuhren weiter. Das Wasser kam von überall gelaufen, aber für den Moment wurde es besser, bis wir in die nächste Gewitterzelle kamen. Wieder prasselte der Regen heftig auf uns herunter und erneut mussten wir anhalten. So ging es letztlich den ganzen Nachmittag hindurch. Trocken, Regen, Starkregen, trocken usw. Es ist unglaublich, in wie viele Gewitter man im Laufe eines Nachmittags geraten kann. Zwei Mal gab es zur Abwechslung statt Starkregen auch noch Hagel.


Gegen 16.30 Uhr tauchte am Horizont Chisinau, die Hauptstadt Moldawiens vor uns auf. Es war bewölkt und trocken, Das Thermometer kletterte auf knapp über 30 Grad. Etwas Stadtverkehr durch die nicht wirklich reizvolle Stadt und wir erreichten unser Hotel. Erst mal duschen und alles trocken legen. Immer noch lagen Gewitter in der Luft. Eine kurze Trockenpause nutzten wir, um in ein nahegelegenes Restaurant zu spazieren und uns die regionale Küche schmecken zu lassen. Die nächste Regenpause reichte dann gerade so für den Rückweg zu unserem Hotel. 


 

Tag 9     Sonntag 19. Mai 2019      184 KM

 

Bei Abfahrt war heute am Sonntag noch wenig Verkehr in der Stadt. So gelangten wir zügig zum Stadtrand, wo wir noch unsere restliche Landeswährung vertankten bevor wir endgültig Chisinau verlassen haben. Nach gut 50 KM dann plötzlich ein Militätposten, der den durchfahrenden Verkehr kontrollierte. Wir hatten die Pridnestrowische Moldauische Republik erreicht. Ein Staat, der sich von Moldawien abgespalten hat, bis dato aber nicht anerkannt wird. Aber es gibt ihn, und somit mussten wir kurze Zeit später an einer Grenze stoppen. Wir marschierten in ein Häuschen, in dem wir ein Zettelchen bekamn, auf dem stand, dass wir im Transit unterwegs sind und innerhalb von 10 Stunden wieder ausreisen müssen. Gleich nach der Einreise gelangten wir in die Hauptstadt Tiraspol. Hier stoppten wir gleich zu Beginn an einem großen Supermarkt und erneut am Ende der Stadt an einem Café, um eine ausgiebige Pause zu machen. Die Stadt selbst wirkte nicht wirklich reizvoll auf uns. Sie war optisch geprägt durch die früheren Sowjetzeiten. Wir verliessen Tiraspol und nach ca. 20 KM Landstraße erreichten wir erneut die Grenze. Erst mal der  Posten der PMR, an dem wir nur unser Zettelchen wieder abgeben mussten, dann über eine Brücke, die uns zur ukrainischen Grenze führte an der doch einige Fahrzeuge für den Grenzübertritt standen. Langsam rollten wir an dem Stau vorbei und fuhren.

Erster Stopp wieder bei einem jungen Soldaten, der erneut die Kennzeichen auf ein Zettelchen notierte den er uns überreichte. Im Anschluss ging es auf das Gelände der Grenze. Hier mussten wir erst noch zum Moldawischen Zöllner. Nächste Station der ukrainsche Zoll. Kontrolle der Dokumente, Stempel und zum nächsten Häuschen. Bevor wir wieder auf die Mopeds aufsteigen konnte, folgte noch eine ausgiebige Kontrolle unseres Gepäcks. Als wir auch dies hinter uns hatten konnten wir das Grenzgelände endgültig verlassen. Ganz am Ende des Geländes wieder ein Wachsoldat, der unsere Zettelchen mit all den Stempeln einsammelte. Jetzt hatten wir es endlich geschafft. Wir waren wieder in der Ukraine.


Meistens schnurgerade führte die Straße ostwärts Richtung Schwarzes Meer. Noch eine kurze Brotzeitpause und am frühen Nachmittag erreichten wir unser Tagesziel Odessa, auf das wir uns alle schon so gefreut hatten. Direkt an der Deribasovskaya, der Flaniermeile Odessas checkten wir in unserem Hotel ein. Nachdem wir alle geduscht waren war musste erstmal die schmutzige Wäsche der vergangenen Tage gewaschen werden.Immerhin würden wir 2 Nächte bleiben und da bietet sich das an. Nach erfolgreicher Hausarbeit dann ein erster Bummel über die Deribasovskaya und zur berühmten potemkinschen Treppe. Zum Abendessen kehrten wir wieder zurück zur Deribasovskaya. Da Sonntag war gab es dort mächtig Betrieb und somit auch viel zu sehen.


 


Tag 10     Montag 20. Mai 2019

 

Die Motorräder hatten heute Pause und ohne zeitliche Einschränkungen gab es deshalb am Morgen, nachdem wir alle ausgeschlafen waren, ein umfangreiches und entspanntes Frühstück in einem Cafe gleich um die Ecke unseres Hotels. Zwar war es noch recht frisch, aber trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen und wählten einen Tisch im Freien. Hier konnten wir gleich nahtlos an den gestrigen Abend anknüpfen – Leute beobachten und lästern :-)


Nach dem Frühstück schlenderten wir erneut in Richtung der Potemkinischen Treppe los. Wir hatten Zeit und so blieben wir alle paar Meter erstmal wieder stehen um alle Eindrücke in uns aufzusaugen. Direkt am Meer dann ein erster längerer Stopp. Es gab was zu trinken und für einige auch schon die erste Zwischenmahlzeit. Am Ende unserer Runde standen wir dann wieder am Fuss der Potemkinschen Treppe und hatten die 192 Stufen nach oben vor uns. Oben angelangt mit Blick auf die Statue von Katharina der Großen gönnten wir uns erneut einen kleinen Snack um nur kurze Zeit später auf der Deribasovskaya gemütlich Kaffee zu trinken. Ja, wir nutzten den fahrfreien Tag ausgiebig aus und da wir nur noch ein paar Meter vom Hotel entfernt waren beschlossen wir erstmal für ein gutes Stündchen die Beine hochzulegen. Mittlerweile war es doch schon früher Abend und somit ging´s erneut zurück in die lebhaften Strassen von Odessa. Nach einem Spaziergang durch einen kleinen Stadtpark mit angeschlossenem Flohmarkt meldeten sich unsere Mägen. Es war Zeit für´s Abendessen. In einem ukrainischen Lokal unweit des Hotels liessen wir uns Borsch, Schaschlik und andere Köstlichkeiten schmecken. Mit vollen Bäuchen gab es auf dem Rückweg dann zum Abschluss auch noch den obligatorischen Absacker. Diesmal hatten wir uns jedoch gegen Vodka für einen heimischen Kirschlikör entschieden. Da wir zu sechst waren kauften wir gleich eine ganze Flasche und hatten so einen beschwingten Rückweg zum Hotel.

 

 



Tag 11     Dienstag 21. Mai 2019      298 KM

 

Vor wir Odessa leider schon wieder verlassen mussten gab es nochmal Frühstück im Café um die Ecke. Anschliessend zurück zum Hotel, Mopedklamotten an und das ganze Gepäck wieder vom 4. Stock runterschleppen. Während Birgit die Security für unser Gepäck übernahm marschierte der Rest, begleitet von einem netten Hotelangestellten, los um die Mopeds aus der Tiefgarage zu holen. Zum Einen kannte er den Weg zur Zahlstelle und zum Anderen konnte er final die Parkgebühren für uns auch noch um ein Drittel günstiger verhandeln.Vor dem Hotel packten wir unsere Fahrzeuge, dann ging es los.


Gleich zu Beginn mussten wir eine Baustelle umfahren um dann auf eine breite Ausfallstrasse zu gelangen der wir noch deutlich über 10 KM bis zur Stadtgrenze folgen mussten und Odessa hinter uns gelassen hatten. Wir mussten dieser 4-spurigen Strasse noch ein guten Stück folgen, bevor wir endlich wieder auf eine kleinere Nebenstrecke ausweichen konnten. Das Wetter passte. Sonnig und warm, aber nicht übertrieben heiss.


Die Landschaft hingegen bot eher wenig Abwechslung, was man jedoch nicht über die Strassen sagen konnte. Von nagelneu und somit perfekt bis unterirdisch schlecht war alles geboten mit teilweise sehr langen Passagen ohne jegliche Anzeichen von Zivilisation. Irgendwann kamen wir durch ein verschlafenes Dorf in dem wir die Möglichkeit nutzten, uns mit mit Brot, Wurst und Käse einzudecken. An einem lauschigen Plätzchen im Nirgendwo stoppten wir dann und machten uns über die erst vor Kurzem erworbenen Lebensmittel her, denn es war längst Zeit für eine Pause und alle hatten Hunger.


Die Weiterfahrt brachte nichts Neues. Unterschiedlichste Strassenverhältnisse mit relativ neuem Asphalt und Schlaglochslalom im Wechsel. Unseren Nachmittagskaffee gab es in einem winzigen Dörfchen beim Tante-Emma-Laden. Direkt bei der Ortsausfahrt dann erstmal einige Kilometer Schotterpiste vor wir wieder auf eine Hauptstrasse abbiegen konnten. Die letzten rund 50 Kilometer holperten wir auf einer kerzengeraden, nicht sonderlich guten Strecke nach Kirovograd.


In einem nagelneuen und topmodernen Hotel fanden wir unsere Unterkunft für die Nacht und waren über die extrem moderaten Preise mehr als überrascht. Wir machten uns "stadtfein" und schlenderten in Richtung Ortskern bis wir die doch sehr überschaubare Fussgängerzone erreichten um uns eine passende Lokalität für´s Abendessen zu suchen. Auf dem Weg dorthin gönnten Christian und ich uns noch ein leckeres Eis bei der örtlichen Eisfachverkäuferin in einer Bäckerei. Die Auswahl der Lokale für´s Abendessen war dann nicht wirklich gross und wir entschieden uns für eine Art Steakhouse. Gesättigt und bei immer noch angenehmen Temperaturen kehrten wir zurück zum Hotel.

 



Tag 12     Mittwoch 22. Mai 2019      334 KM

 

Am Morgen wurden wir vom Grollen eines Gewitters wach und mussten feststellen, dass es auch heftig regnet. Der Himmel hatte mal wieder seine Schleusen geöffntet. Laut Wetterbericht konnten wir aber damit rechnen, dass es bis zu unserer Abfahrt aufhören sollte. Und so war es dann tatsächlich. Als wir gegen halb zehn den Hotelhof verliessen war alles vorbei. Zwar war es noch bewölkt und grau, aber trocken und um die 20 Grad warm. Die Qualität der Strassen waren analog zum Vortag. Mal perfekt, mal grottenschlecht. Demzufolge war auch unser Fortkommen sehr unterschiedlich von sehr langsam bis ziemlich flott. In einem der kleinen Dörfer machten wir wieder Halt um uns in einem kleinen Laden Proviant zu beschaffen. Während unseres Einkaufs hatte es tatsächlich wieder begonnen leicht zu tröpfeln. War aber alles halb so schlimm. Weder die Strassen noch unsere Klamotten wurden wirklich nass.

Um die Mittagszeit trafen wir auf eine Hauptstraße die uns direkt nach Kiew, unserem heutigen Tagesziel, führen sollte. Auf dem Weg nach Kiew gab´s dann noch unsere obligatorische Mittagspause. Gestärkt und voller Tatendrang nahmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Je nächer wir der ukrainischen Hauptstadt kamen, desto besser wurde die Straße bis diese sogar ca. 30 KM bis zum Ziel vierspurig wurde und autonbahnähnlichen Charakter annahm. Auch die Infrastruktur hatte deutlich zugelegt. Gleiches galt leider auch für den Verkehr. Aber schneller als befürchtet gelangten wir ins Zentrum der Millionenmetropole und konnten in unserem Quartier einchecken. Die Mopeds parkten wir hinter dem Wohnkomplex auf einem absperrbaren Hinterhof. Gegen 18:00 Uhr waren alle abmarschbereit und die Erkundung der Innenstadt von Kiew konnte beginnen.


Schon nach kurzem Fussmarsch erreichten wir den Majdan, Kiew´s berühmten Hauptplatz im Stadtzentrum. Vom 21.11.2013 bis 26.02.2014 fanden hier massive Bürgerproteste mit bis zu einer Million Teilnehmer statt, mit dem Ergebnis, dass final die zu diesem Zeitpunkt unbeliebte russlandfreundliche Regierung abgesetzt und durch eine deutlich europafreundlichere Übergangsregierung unter Führung von Oleksandr Turtschynows ersetzt wurde. Hier gab es jede Menge zu sehen und entdecken. In einem georgischen Restaurant genossen wir unser Abendessen und den Absacker bekamen wir in einer Seitenstraße des Majdan. Auch hier gab es wie schon in Odessa die „Betrunkene Kirsche“, den leckeren Kirschlikör, den wir schon zwei Tage zuvor geniessen durften.

 



Tag 13     Donnerstag 23. Mai 2019      319 KM

 

Direkt am Majdan, in einem kleinen Straßencafe gab es ein einfaches Frühstück. Anschliessend zurück zum Hotel, umziehen, Mopeds packen und gegen halb zehn Abfahrt. Die Strecke führte nochmals über den Majdan und wir hatten uns gerade mal 300 Meter vom Hotel entfernt, da standen wir schon mitten in einem unglaublichen Stau. Spätestens jetzt war uns allen bewusst, dass wir uns in einer Millionenmetropole befunden haben und der werktägliche Berufsverkehr dort höllisch ist. Stück für Stück ging es nur extrem langsam voran. Hinunter auf den Weg zum Dnepr stellten wir dann fest, dass nicht nur der tägliche Berufsverkehr, sondern dazu noch ein eben ausgebranntes Fahrzeug mitten auf der Strasse Auslöser für das Verkehrschaos waren. Dieses Hindernis überwunden ging es sofort deutlich schneller voran. Dennoch waren es noch viele Kilometer entlang des Dnepr, bis wir die Stadtgrenze Kiews erreicht hatten.

Wir querten den Dnepr ostwärts und hatten Richtung Süden nochmal einen tollen Blick auf die Skyline Kiews. Jetzt wurde es detulich ruhiger. In einem der vielen kleinen Dörfer vertankten wir unsere letzten Hrywnja. Auf schnurgeraden Strassen ging es durch einsame Wälder. Irgendwo links von uns auf der anderen Seite des Dnepr passierten wir die Ruine Tschernobyls.

Plötzlich und völlig unerwartet wurde unsere Fahrt unterbrochen. Neben einem Kasernengelände standen schon einige Fahrzeuge. Als wir diese passieren wollten stoppte auch uns ein Soldat mit wehenden Fahnen unsere Fahrt. Erst konnten wir die Unterbrechung nicht einordnen, aber als wir in beängstigender Nähe das Knallen von Geschossen wahrnehmen konnten waren wir ziemlich sicher, dass wir hier scheinbar in ein eben stattfindendes Manöver geraten waren. Mittlerweile waren auch Maschinengewehrschüsse wahrzunehmen. Ein sehr ungutes Gefühl. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir dann endlich weiter fahren und die "Gefahrenzone" wieder verlassen.

Irgendwann begann es buchstäblich aus heiterem Himmel zu regnen. Das muss jetzt aber wirklich nicht sein. Zum Glück endete der Spuk nur ein paar Kilometer weiter eben so unverhofft wie er begonnen hatte. Nach einem Abzweig bekamen wir nochmals alles schlechte was ukrainische Straßen zu bieten haben. Überdimensionale Schlaglöcher und am Ende auch noch Betonplatten mit gefährlich herausstehenden Moniereisen -  ganz toll. Aber auch das war bald geschafft und wir kamen auf eine Hauptstraße, die uns zur nahen weissrussischen Grenze brachte.


Wie an den letzten Grenzübertritten begann nun wieder das schon bekannte Spiel. Zunächst mal der ukrainische Posten. Hier verbrachten wir etwas mehr als eine halbe Stunde, bis wir alle Stempelchen hatten und nach Abgabe des Handzettels den Grenzposten verlassen konnten. Über eine große Brücke überquerten wir erneut den Dnepr. Nach ca. 1-2 Kilometer erreichten wir den belarussischen Grenzposten. Erst versperrte uns noch eine geschlossenen Ampel und eine Schranke den Weg. Die Ampel sprang aber schnell auf Grün und auch die Schranke öffnete sich. Nach ein paar Metern standen wir am Grenzposten. Mopeds abstellen, Helme runter und Papiere abgeben. Nach Kontrolle der Dokumente wurden die Mopeds durchsucht um im Anschluss Pass und Fahrzeugpapiere zurück zu bekommen. Ein weiterer Zollbeamter kam auf uns zu. Er übergab uns ein Formular und eine in Deutsch verfasste Erklärung wie das Formular auszufüllen wäre. Als auch das erledigt war, mussten erneut Pass, Fahrzeugpapiere und das ausgefüllte Formular an einem weiteren Schalter zur Kontrolle abgegeben werden. Wir warteten und dachten schon, wir hätten es überstanden als alle Papiere wieder bei uns waren, aber weit gefehlt. Jetzt wurden alle Motorräder nochmals von einer weiteren Person durchsucht. Nach 60 Minuten hatten wir auch die weissrussische Grenze erfolgreich passiert und es ging wieder weiter.


Wir waren überrascht wie gut die weissrussischen Strassen im Vergleich zu den ukrainischen waren. Qualitativ wirklich gut, kaum Orstdurchfahrten, aber leider auch schnurgerade. So kamen wir zumindest sehr zügig voran um schliesslich unser Ziel in Beli Bereg zu erreichen. Mitten im Wald und fernab der nächsten Orte. Wir checkten ein, mussten dann aber bis 8 Uhr warten, bis wir endlich was zu Essen bekamen, da dieses von den Betreibern erst mal aus der Umgebung beschafft werden musste. Es fiel dann auch relativ karg, aber durchaus wohlschmeckend aus. Noch ein Bierchen zum Abschluss, dann gingen alle auf ihre Zimmer.

 



Tag 14     Freitag 24. Mai 2019      313 KM

 

Nach einem etwas ungewöhnlichen Frühstück mit Buchweizengrütze, selbstgemachtem Quark mit Früchten, etwas Wurst und Käse mit Brot packten wir unsere Bikes und ritten ca. 9:30 Uhr von Dannen. Zunächst fuhren wir noch zum Fluß Dnepr, der nur unweit der Unterkunft zu finden war. Anschliessend ein kurzes Stück zurück auf der Strasse, die wir am Vorabend schon zum Hotel genommen hatten. In der nächsten größeren Stadt hatten wir den Plan zu tanken, was sich aber schwieriger gestaltete als gedacht. Erst mal mussten wir eine Tanke mit dem richtigen Sprit finden, denn hier gab es überwiegend nur 92 Oktan. Als wir endlich eine mit dem "guten" Sprit gefunden hatten war da ganz schön was los. Ähnlich wie ich es aus den Staaten kenne ist es hier Sitte, erst zu bezahlen und dann zu tanken. Da aber jeder unterschiedlich viel Benzin benötigte und keiner so genau wusste, für wieviel Rubel in den Tank passen würde blieb nur die Möglichkeit, die Kreditkarte zu hinterlegen und dann voll zu machen. Das klappte aber leider nur bedingt und es gab einige Verwirrung bis endlich alle wieder volle Tanks hatten und weiter Richtung Minsk fahren konnten.


Gegen Mittag stoppten wir an einem kleinen Parkplatz und vernichteten unsere zuvor gekauften Vorräte. Für die letzten rund 130 KM bis Minsk nahmen wir eine Mautstrasse, da dies unserer Meinung nach die einzig sinnvolle Variante war. An der Grenze wurden wir vom höflichen Zöllner extra noch darauf hingewiesen. An der Mautstelle war dann die Überraschung um so größer als wir erfuhren, dass Motorräder die Strasse grundsätzlich gebührenfrei benutzen dürfen. Umso besser, das gab einen Vodka mehr am Abend. Auf der autobahnähnlichen Straße kamen wir zügig vorwärts. Allerdings gewöhnungsbedürftig für uns war, dass es hier Fussgängerüberwege, Radfahrer (die gerne auch mal entgegen der Fahrtrichtung unterwegs waren) und auch Traktoren gab ... Andere Länder andere Sitten. Über eine breite 8spurige Strasse passierten wir die Stadtgrenze von Minsk und kamen schnell ins Zentrum zu unserem vermeintlichen Ziel. Dort angekommen machte Kalle sich auf die Suche nach unserem gebuchten Appartement. Jedoch leichter gesagt als getan. Er drehte mehrere Runden um den vermeintlich richtigen Häuserblock, kam aber erst mal ergebnislos zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht. Erst mit Unterstützung eines Einheimischen, der beim Vermieter anrief ging es vorwärts. Wir erfuhren, dass die uns übermittelte Adresse falsch sei und sich die Unterkunft an einer anderen befände. Also alle aufgesessen und nochmal eine kleine Runde durch die City, denn die neue Adresse befand sich am anderen Ende des Stadtzentrums und konne nur erreicht werden, indem man die komplette Innenstadt umrundete. Damit aber noch nicht genug. Ausgerechnet die Straße in die wir mussten war von beiden Seiten von der Polizei abgesperrt. Also wieder telefoniert und irgendwann wurden wir von Oleg dem Vermieter eingesammelt. Kurze Diskussion zwischen ihm und den Polizeibeamten und siehe da, jetzt durften wir doch in die Strasse zum Hotel fahren. Parken konnten wir in einem abgesperrrten Hinterhof. Jetzt aber schnell raus aus den verschwitzten Klamotten und duschen. Danach zogen wir los um die Gegend ein bischen zu erkunden und später zu Abend zu essen.

 



Tag 15     Samstag 25. Mai 2019      279 KM

 

Heute startete unsere dritte Urlaubswoche. In einem Restaurant gleich um die Ecke gab es sehr leckeres und reichhaltiges Frühstück. Als wir zurück an der Unterkunft ankamen wartete schon die Reinigungsfrau und nur kurze Zeit später kam auch Oleg, um den Schlüssel wieder zu übernehmen. Gegen 10.00 Uhr stürzten wir uns in den Stadtverkehr von Minsk. Über den Leninplatz ging es über breite Ausfallstraßen nordwärts aus der Stadt. Die Verkehrsdichte war jetzt am Samstag Morgen moderat und so konnten wir die Stadtgrenze bald hinter uns lassen. Zunächst 4-spurig, danach 2spurig fuhren wir Richtung Litauen. Bei unserem Tankstopp konnten wir den letzten Rest unserer belarussischen Rubel aufbrauchen. Anschliessend ging es eher auf Nebenstrecken weiter. Um halb zwei errreichten wir schließlich den Grenzübergang nach Litauen. Wir wählten wieder einen kleineren Grenzübergang abseits der Hauptrouten. Es dauerte rund eine Stunde, bis wir zunächst den weissrussischen, danach den litauischen Zoll hinter uns hatten und wieder in der EU angekommen waren.


Gleich nach der Grenze hatte sich so ziemlich alles verändert. Es war hügeliger, gab wieder Kurven und auch die Dörfer sahen schlagartig wieder anders aus als noch zwei Stunden zuvor in Weissrussland. In einem der ersten Dörfer bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren nordwärts entlang der Grenze. In einem Dorfladen stoppten wir und füllten unseren Proviant auf, den wir dann gleich vor Ort auch schon wieder vernichteten. Nächster Halt war am geogrphischen Mittelpunkt Europas, der rund 30 Kilometer nördlich von Vilnius liegt. Die anschliessende Fahrt in die Hauptstadt Litauens ging relativ schnell. Zwar mussten wir eine Umleitung nehmen, aber ohne großen Zeitverlust. Eine 4spurige Hauptstrasse führte zur Stadtgrenze, von wo aus es noch ca. 12 Kilometer bis zu unserem Hotel im Zentrum waren. Auch heute meinte es Petrus mal wieder nicht gut mit uns. 5 Kilometer vor unserem Ziel öffnete sich der Himmel und es kübelte aus Eimern. Eigentlich wollten wir erst nach der Ankunft duschen. Eine Stunde nachdem wir unser Hotel erreicht hatten standen wir frisch geduscht (jetzt richtig) wieder auf der Strasse und marschierten los. Heute mussten wir nur noch eine geeignete Lokalität finden, denn morgen war wieder mopedfreier Tag und ausreichend Zeit, die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.




Tag 16     Sonntag 26. Mai 2019

 

Nach einem gemütlichen Frühstück in unserem B&B hatten wir viel Zeit, die City von Vilnius ausgiebig zu erkunden. Zunächst ging es zum Dom, dann hinauf zum Gediminas Castle Tower von wo wir einen tollen Rundumblick genießen konnten. Gleich unterhalb des Hügels entdeckten wir einen kleinen Markt mit lokalen Spezialitäten und Handwerkskunst. Angefangen von heimischem Brot über Honig und Geräuchertem bis hin zu handgefertigten Hirtenstiefeln aus Schafswolle war alles zu finden. Nächstes Ziel unserer Stadtrunde war die Republik Uzupis, ein Stadtteil von Vilnius, der von Bewohnern im Rahmen einer Kunstaktion in den 90er Jahren ausgerufen wurde. Hier kehrten wir erst mal ein um uns zu stärken.Anchliessend ging es weiter durch das Künstlerviertel mit seinen skurilen Läden um am Ende zum Stadtwall und der Bastei von Vilnius zu gelangen.

Mittlerweile hatten wir nun schon fast den ganzen Stadtkern durchwandert und ausreichend Zeit, erneut eine Pause in einer kleinen Kneipe zu machen. Über den zentralen Platz mit seiner Town Hall ging es final zurück zur Unterkunft. Der lange Fussmarsch steckte allen in den Beinen und die einstimmige Meinung war, jetzt erst mal die Beine hochzulegen und etwas auszuruhen. Später gab es In einem nahegelegenen Restaurant Abendessen mit anschliessendem Verdauungsspaziergang. Auf dem Rückweg zum B&B mussten wir noch einen Zwischenstopp einlegen um am Ende müde ins Bett zu fallen.




Tag 17     Montag 27. Mai 2019      349 KM

 

Kurz nach Neun fuhren wir vom Hinterhof unsere Hotels. Breite Ausfallstrassen brachten uns schnell aus der Stadt. Schon eine gute halbe Stunde nach Abfahrt erreichten wir unser erstes Tagesziel Trakai, ein wunderschönes Wasserschloss und eines der Wahrzeichen Litauens.


Ab jetzt ging es auf kleineren Nebenstrecken durch die malerische Landschaft. Es war hügelig und kurvig mit kleineren und größeren Seen auf beiden Seiten. Die Sonne blitzte immer mehr durch die Wolken. Unweit der polnischen Grenze tankten wir unsere Mopeds und kauften im Supermarkt ein. Gegen Mittag rollten wir über die Grenze. War das schön, endlich wieder eine EU-Grenze ohne Kontrolle. Schon bald nach der Grenze ging es wieder zurück auf kleine Nebenstrecken. In einem kleinen Waldweg unser nächster Halt, um Durst und Hunger zu stillen. Entlang der russischen Grenze fuhren wir weiter westwärts. Mittlerweile waren wir in den Masuren unterwegs und die Landschaft um uns herum ein Traum. Kurz vor Ketrzyn erreichten wir unser heutiges Tagesziel nahe der Wolfsschanze diesmal schon gegen 15.15 Uhr. Schnell geduscht und umgezogen, dann ging es nochmal los um die historische Anlage zu besuchen. Kalle, Lore und Christian fuhren mit den Motorrädern. Birigt, Tommes und ich kamen in den Genuss, von einem Hotelmitarbeiter gefahren zu werden, was wir sehr nett gefunden haben. In aller Ruhe konnten wir das weitläufige und geschichtsträchtige Gelände in Augenschein nehmen. Zurück im Hotel genossen wir uns unser Abendessen. Am nahegelegenen See konnten wir die Abendstimmung genießen und entspannt den Tag ausklingen lassen.

 



Tag 18     Dienstag 28. Mai 2019      311 KM

 

Die Schlechtwetterprognose hatte sich leider wieder mal bestätigt. Bei leichtem Regen ging es gegen Neun los. Etwas Hoffnung schöpften wir, als es nur kurze Zeit später aufhörte. Das erste Ziel, das wir heute ansteuerten war das Kloster Heilige Linde. Ein kurzer Halt an dem imposanten Bauwerk während es mittlerweile leider schon wieder zu regnen anfing. Dieser Wechsel zwischen trocken und nass sollte sich auch durch den Rest des Tages ziehen. Über kleine, teils ruppige Nebenstrassen gelangten wir nach Zywkowo an der russischen Grenze. Dieses Dörfchen ist bekannt für die extrem hohe Storchenpopulation (es soll hier mehr Störche als Menschen geben). Kurz nachdem wir das Storchendorf wieder verlassen hatten kam von Lore die Meldung, dass sie am Hinterrad Luft verlieren würde. An einer Tanke stoppten wir und fanden schnell die Ursache. Ein kleines scharfkantiges Blechteil hatte sich in die Lauffläche des Reifens gebohrt. Ein Glück, dass wir unseren Chefmechaniker Christian bei uns hatten. Nach nur wenigen Minuten war der Störenfried entfernt, das Loch mit einem Gummipfropfen abgedichtet und der Reifen wieder auf Normaldruck gefüllt. Noch ein paar Minuten warten bis der Kleber angezogen hatte und schon konnte es weitergehen.Nächster Stopp: Elblag-Kanal


Leider konnten wir die einzigartige Technik nicht live erleben. So blieb uns nachdem wir die Anlage besichtigt hatten nur die Option weiterzufahren. Es warteten weitere kleinere Strassen auf uns bevor wir kurz hinter Malbork auf eine Autobahn fahren mussten welche uns auf direktem Weg nach Danzig brachte. Wieder mal war das Problem die letzte Meile. Schnell in der City angekommen versperrten uns auf dem Weg zum Quartier gesperrte Strassen den Weg. Somit marschierten Tommes und Kalle erst mal zu Fuss los um nach nur ein paar hundert Metern das Ziel zu erreichen. Nachdem die beiden gleich mal für alle eingecheckt hatten kamen sie zu uns zurück. Ein kurzes Beratschlagen ergab das Ergebnis, verbotenerweise ein kurzes Stück durch die Fussgängerzone zu fahren, denn es war einfach zu weit, um unser gesamtes Gepäck zum Ziel zu schleppen. Parken war dann allerdings wieder direkt vor dem Quartier möglich. Eine Hotelangestellte würde sich gleich am nächsten Morgen um die entsprechenden Genehmigungen bemühen. So konnten wir schon bald einen ersten Bummel durch die malerische Altstadt unternehmen und uns in aller Ruhe ein schönes Lokal fürs Abendessen suchen. Der nächste Tag stand uns wieder komplett für Sightseeing zur Verfügung.

 



Tag 19     Mittwoch 29. Mai 2019

 

Nachdem alle ausgeschlafen hatten stand als erster Tagespunkt auf der Agenda, einen geeigneten Ort fürs Frühstück zu finden. Das gestaltete sich allerdings relativ einfach, denn nur ein paar Meter von unserem Quartier entfernt fanden wir ein schönes Cafe und konnten im Freien bei Sonnenschein unser ausgiebiges Frühstück geniessen. Gestärkt spazierten wir zum Rathausturm, um diesen mit seinen gefühlt 1000 Stufen (tatsächlich ca. 250) zu erklimmen. Oben angekommen hatten wir einen fantastischen Rundumblick über Danzig bis hin zur Ostsee.


Nachdem wir den Abstieg unbeschadet geschafft hatten schlenderten wir weiter durch die sehenswerten Gassen der Altstadt bis wir am frühen Nachmittag Tickets für ein Schiff zur Westerplatte lösten und auf dem Weg dorthin Danzig vom Wasser aus bewundern konnten. An der Westerplatte angekommen waren es nur wenige hundert Meter bis zum Ostseestrand. Während Kalle und Lore am Strand bleiben wollten machten Birgit, Christian, Tommes und ich uns auf den Weg zum großen Kriegsdenkmal am Ende der Landzunge. Der Weg war weiter als gedacht und so kamen wir bei mittlerweile sommerlichen Temperaturen ganz schön ins Schwitzen, denn schon eine Stunde nach Ankunft ging es erneut per Boot wieder zurück nach Danzig. (Meine Empfehlung: Wer sich´s ansehen will sollte mehr Zeit einplanen)


Nach 45 Minuten Bootsfahrt vorbei an Hafenanlagen und dem historischen Krantor waren wir zurück. In der bekannten Frauengasse (Mariacka) gab es für einen Teil von uns Kaffee und Kuchen, der Rest entschied sich für Kaltgetränke und Fischbrötchen. Wir hatten ausreichend Zeit und schon nach kurzem Spaziergang beschlossen, ins örtliche Hard Rock Café auf ein Bierchen einzukehren um anschließend zurück zum Hotel zu gehen und uns für den Abend frisch zu machen. Geduscht und ausgeruht brachen wir nochmals auf in die historische Altstadt, wo wir ein sehr schönes Restaurant fanden. Auf dem Rückweg zum Hotel machten Birgit, Christian, Tommes und ich nochmals halt an einer Bar. Lore und Kalle waren müde und gingen schon mal zum Hotel.

 



Tag 20     Donnerstag 30. Mai 2019      296 KM


Schon um halb neun rollten wir, diesmal legal mit Genehmigungen, durch die engen Gassen der Altstadt und gelangten schnell zu einer mehrspurigen Ausfallstrasse die uns schnell aus Danzig führte. Noch ein kleines Stück Autobahn und wir hatten auch die Vororte der Stadt hinter uns gelassen. Eine Baustelle und der damit verbundenen Umleitung brachte und dann nochmal zurück zur Autobahn die wir nochmal für ein kurzes Stück nehmen mussten. Ausgerechnet dieses Stück war auch noch mautpflichtig. Im Anschluss ging es aber endgültig wieder auf kleine Nebenstrassen, die uns durch unspektakuläre Landschaft südwärts brachten. Am Marktplatz eines kleinen Ortes stoppten wir, um bei herrlichem Wetter auf der Terrasse einer Bäckerei unser verpasstes Frühstück nachzuholen.


Unser Tagesziel Posen rückte immer näher und auf Hauptstrassen ging es die letzten Kilometer hinein in die City. Je näher wir dem Stadtzentrum kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Wir tauchten ein in die kleinen Gassen der Altstadt und nach ein paar mal abbiegen standen wir vor dem Hotel. Mopeds abpacken, einchecken und dann erst mal die Mopeds sicher um die Ecke in einem bewachten Hinterhof parken. Danach raus aus den Mopedklamotten und frisch machen. Gegen Sechs zogen wir dann los die sehenswerte Altstadt zu erkunden. Gleich ums Eck am Stary Rynek, dem alten Markt der erste Halt. Hier auf dem wirklich reizvollen Markplatz gab es viel zu sehen und zu entdecken. Wir nutzten die Gelegenheit und suchten uns ein passendes Restaurant für ein letztes polnisches Abendessen mit lecker Bierchen. Gesättigt und gestärkt marschierten wir nach dem Abendessen nochmal los. Mittlerweile war es dunkel geworden und über den Altstädter Ring schlenderten wir zurück zum Hotel.

 



Tag 21     Freitag 31. Mai 2019      341 KM

 
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück holten wir erst mal unsere Mopeds, um direkt vor dem Hotel zu packen. So gegen halb zehn suchten wir uns den Weg hinaus aus dem Gassengewirr der Altstadt. Auf der Hauptstrasse, die südwärts aus der Stadt führte wurde unser Vorwärtsdrang durch viele Ampelstopps gebremst. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis wir endlich freie Fahrt hatten. Zunächst wieder auf Hauptstrassen, dann auf kleineren Nebenstraßen ging es weiter südwestwärts. In einem kleinen Waldstück entdeckten wir einen „Truckstop“ mit rauchender Gulaschkanone, an dem wir nicht einfach vorbeifahren konnten. Chriastian und Tommes konnten nicht widerstehen und orderten beide ein deftiges Süppchen.


Bei der Weiterfahrt standen wir plötzlich und unerwartet am Oderufer welches wir nur per Fähre überqueren konnten. Zu unser aller Erstaunen war die Überfahrt kostenlos, dauerte aber auch nur ca. 5 Minuten. Beim nächsten Stopp nahe der Polnisch/Deutschen Grenze vertankten wir unsere letzten Zlotys um danndem Verlauf der Polnisch-Deutschen Grenze zu folgen.  Irgendwann wechselten wir hinüber auf die Westseite der Weichsel und waren somit wieder in Deutschland angekommen, fuhren aber dennoch weiter entlang der Grenze. Durch Görlitz und Zittau ging es immer weiter Richtung Süden. Wenige Kilometer südlich von Zittau erreichten wir schliesslich Tschechien. Gegen halb fünf machten wir Halt beim Motoclub Pekelne Doly. Der Motorradtreff befindet sich in einer Höhle und ist weit über die Grenzen Tschechiens hinaus bekannt. Da wir unserem Ziel bereits sehr nah waren konnten wir die Pause ausgiebig nutzen und das muntere Treiben an- und abfahrender Biker beobachten bis wir die letzten 25 Kilometer bis zur Unterkunft unter die Räder nahmen. Nach duschen und umziehen war es Zeit, sich um Abendessen zu kümmern. Leider hatte unsere Pension nur Frühstück und die nächste Möglichkeit etwas Warmes zu bekommen war ca. 2,5 KM entfernt im nächsten Ort. Während Birgit, Christian, Tommes und ich uns zu Fuss auf den Weg machten, war Lore und Kalle der Fussmarsch zu zeitintensiv und die beiden entschieden sich für die bequemere und schnellere Variante mit dem Moped. In einem Lokal direkt am Marktplatz trafen wir die beiden hinter ihren schon halb leergegessenen Tellern wieder. Gegen halb Elf verliessen wir das Restaurant. Lore und Kalle fuhren zurück zur Pension während wir uns zu Fuss auf den Rückweg machten. Allerdings nicht ohne nochmals an einem Jugendfest am Ortsrand Halt zu machen und uns nochmals eine Bratwurst mit Bier schmecken zu lassen. Mehr als satt und nicht mehr ganz nüchtern war der restliche Heimweg dann sehr lustig bis wir irgendwann müde in unsere Betten fielen.

 



Tag 22     Samstag 01. Juni 2019      493 KM

 

Nach einem wirklich reichhaltigen Frühstück in unserer Pension hiess es Abschied nehmen. Heute trennten sich unsere Wege. Tommes würde von hieraus auf direktem Weg nach Hause ins Sauerland fahren, Birgit und Christian wollten noch einen Abstecher zur Spindlermühle, den Wurzeln ihrer Mama, einbauen. Lore und Kalle wollten zumindest zu Beginn gemütlich über die Dörfer kurven während ich den schnellsten Weg nach Hause einschlagen wollte. Nachdem sich alle gedrückt hatten, starteten Lore und Kalle als erste. Nur kurze Zeit später brach auch der Rest gemeinsam auf. Noch ein kurzes Stück konnten wir zusammen fahren, dann trennten sich unsere Wege endgültig.Die Rückfahrt bei strahlendem Sonnenschein ging relativ schnell und am späten Nachmittag erreichte ich die heimische Tiefgarage.

 

Mein persönliches Fazit:

Mittlerweile waren wir nun schon mehrfach im Osten und auch diesmal hat sich bewiesen, dass diese Region nicht nur sehr groß ist, sondern auch auf jeden Fall wert hin zu fahren. Sowohl Landschaft als auch Bevölkerung haben ihren ganz besonderen Reiz.

Neben der Vielzahl positiver Eindrücke hat mir diese Reise aber auch gezeigt, dass einige Eckdaten bei der Planung aus meiner Sicht und für mein persönliches Urlaubsempfinden überlegt werden sollten. Natürlich bietet die Tatsache in drei Wochen rund 6000 KM zu fahren den Vorteil, sehr viel sehen zu können, aber gleichzeitig auch den Nachteil eines sehr eng geschnittenen Zeitplans. Das führt unweigerlich zu weniger Flexibilität um das eine oder andere  Zwischenziel kurzfristig länger als geplant auszukosten. Besonders bei Städten macht sich das bemerkbar. Anreise am späten Nachmittag und Abreise am darauffolgenden Morgen reichen in der Regel nicht aus, das Reiseziel in Ruhe und ausgiebig zu erkunden. Hier sollte man lieber etwas weniger Gesamtstrecke planen und dafür bei Städten wenn möglich immer einen fahrfreien Tag mit ausgiebig Zeit einplanen.

Abgesehen davon war auch diese Tour wieder sehr schön mit vielen Highlights, hat Spass gemacht und die Vorfreude auf hoffentlich noch viele weitere gestärkt.



WEBALBUM
in Vorbereitung
Reisebericht PDF
ca. 3 MB
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GPS-Tracks
(.gdb-Datei / ca. 1,5 MB)